Hallo,
ich will nur sichergehen, dass ich den Zusammenhang richtig verstanden habe.
Aus dem Spekulationsmotiv heraus gilt Li < 0, d.h. steigt der Zins, fällt die Liquiditätsnachfrage.
Erklärung:
Bei steigenden Zinsen bzw. aktuell hohen Zinsen erwarten immer weniger Marktteilnehmer, dass der Marktzins weiter steigt. Die Nachfrage nach Liquidität sinkt also, WEIL (und das ist mein unsicherer Punkt)...
...hohe Zinsen am WP-Markt wegen KW=1/i niedrige Kurse bedeuten und durch die abnehmende Erwartung, dass die Zinsen weiter steigen bzw. die Kurse weiter fallen, die Marktteilnehmer Liquidität abbauen, indem sie Wertpapiere kaufen (und auf steigende Kurse hoffen).
D.h. zusammenfassend, dass bei steigenden Zinsen die Liquidität sinkt, da wegen erwarteter Kurssteigerung zunehmend WP gekauft werden.
Für mich hört sich das plausibel an. Stimmt mein Gedankengang?
Danke und mfG
Markus
Kurze Frage zur Liquiditätspräferenz
- Axel Hillmann
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Re: Kurze Frage zur Liquiditätspräferenz
Hallo Markus,
das hört sich für mich auch plausibel an!
Einzelwirtschaftliche Sicht:
Ein Akteur, der steigende Zinsen erwartet, wird aktuell Geld halten (und keine Wertpapiere kaufen), um künftig (in der nächsten Periode) Wertpapiere zu kaufen, um auf diese Weise die höhere Rendite zu erzielen. Dieselbe Argumenation - nur genau umgekehrt - folgt für die Erwartung sinkender Zinsen.
Gesamtwirtschaftliche Sicht:
Wenn der aktuelle Zins sinkt, erwarten mehr Akteure (als vorher) künftig Zinserhöhungen und halten Geld. Deshalb steigt gesamtwirtschaftlich die Geldhaltung mit sinkendem Zins.
Man kann - was Dasselbe ist - mit steigendem Zins oder sinkendem Kurs argumentieren.
mit freundlichen Grüßen
Axel Hillmann
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Repetitorium Axel Hillmann
http://makrooekonomie-fernuni.de
(Makro-Stoff mit Klausuren von 1996 bis 2015)
das hört sich für mich auch plausibel an!
Einzelwirtschaftliche Sicht:
Ein Akteur, der steigende Zinsen erwartet, wird aktuell Geld halten (und keine Wertpapiere kaufen), um künftig (in der nächsten Periode) Wertpapiere zu kaufen, um auf diese Weise die höhere Rendite zu erzielen. Dieselbe Argumenation - nur genau umgekehrt - folgt für die Erwartung sinkender Zinsen.
Gesamtwirtschaftliche Sicht:
Wenn der aktuelle Zins sinkt, erwarten mehr Akteure (als vorher) künftig Zinserhöhungen und halten Geld. Deshalb steigt gesamtwirtschaftlich die Geldhaltung mit sinkendem Zins.
Man kann - was Dasselbe ist - mit steigendem Zins oder sinkendem Kurs argumentieren.
mit freundlichen Grüßen
Axel Hillmann
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Re: Kurze Frage zur Liquiditätspräferenz
Darf ich hier noch eine Frage dranhängen, die etwas weiter in des offene VWL-Modell eintaucht?
Ich möchte die Makroökonomie nicht auf pures Kurvenverschieben und Multiplikatorenrechnen reduzieren, deshalb versuche ich ab und an, aktuelles Weltgeschehen in das Modell zu pressen. Beispiel: Heute hat die FED den US-Leitzins ja unverändert gelassen, aber eine baldige Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Der Markt nimmt solche Dinge dann gerne mal vorweg, weshalb ich vereinfacht die Leitzinserhöhung auf heute vorziehe. Was wären die Konsequenzen? Ich versuchs mal...
i_a steigt, (i-i_a) wird dadurch geringer; wegen NKA'<0 steigt in Folge NKA, dadurch ist NX<NKA, NX muss zur Wiederherstellung der Gleichgewichtsbedingung steigen indem z.B. q steigt, somit steigt auch der Wechselkurs e (€/$), die Inlandswährung wertet also ab.
Ökonomisch könnte man argumentieren, dass durch den Anstieg von i_a der WP-Kauf im Ausland durch den sinkenden KW (1/i_a) für den Inländer attraktiver wird. Es werden also ausländische WP gekauft (oder zumindest antizipiert), was zu einer gesteigerten Devisennachfrage und zum Kapitalexport führt. Die gesteigerte Devisennachfrage stärkt den $ und schwächt vice versa den €.
So weit so gut. Sie haben weiters irgendwo in der Fibel erwähnt, dass der gemeinhin als Wechselkurs benannte Kurs, den man beispielsweise im Internet überall findet, nicht dem Quotienten aus €/$, sondern $/€ entspricht. Das wäre also der Kehrwert von e, der dann eben sinken müsste, d.h. also ein € würde dann weniger $ kosten.
[Anm.: Unmittelbar nach der FED-Ansprache ist der "Wechselkurs" ($/€) auch tatsächlich ordentlich ins Minus gerutscht]
Ist meine Argumentationskette korrekt?
Was mich am Wechselkurs irritiert ist die Tatsache, dass z.B. bei onvista.de in großen Lettern "EUR/USD" geschrieben steht, aber eigentlich "USD/EUR" gemeint ist. Hat das einen bestimmten Grund, der sich mir nicht erschließt, oder ist das historisch einfach so gewachsen? Wie kann man sich sicher sein, welcher Wechselkurs jetzt tatsächlich gemeint ist?
Danke und mfG
Markus
P.S: Um Ihre Nerven nicht allzusehr zu strapazieren, Herr Hillmann, bin ich auch schön brav im offenen VWL-Modell geblieben, auch wenn mich Ihre Meinung zu BitCoin und Konsorten im Zusammenhang mit diesem Modell nach wie vor sehr interessieren würde
Ich möchte die Makroökonomie nicht auf pures Kurvenverschieben und Multiplikatorenrechnen reduzieren, deshalb versuche ich ab und an, aktuelles Weltgeschehen in das Modell zu pressen. Beispiel: Heute hat die FED den US-Leitzins ja unverändert gelassen, aber eine baldige Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Der Markt nimmt solche Dinge dann gerne mal vorweg, weshalb ich vereinfacht die Leitzinserhöhung auf heute vorziehe. Was wären die Konsequenzen? Ich versuchs mal...
i_a steigt, (i-i_a) wird dadurch geringer; wegen NKA'<0 steigt in Folge NKA, dadurch ist NX<NKA, NX muss zur Wiederherstellung der Gleichgewichtsbedingung steigen indem z.B. q steigt, somit steigt auch der Wechselkurs e (€/$), die Inlandswährung wertet also ab.
Ökonomisch könnte man argumentieren, dass durch den Anstieg von i_a der WP-Kauf im Ausland durch den sinkenden KW (1/i_a) für den Inländer attraktiver wird. Es werden also ausländische WP gekauft (oder zumindest antizipiert), was zu einer gesteigerten Devisennachfrage und zum Kapitalexport führt. Die gesteigerte Devisennachfrage stärkt den $ und schwächt vice versa den €.
So weit so gut. Sie haben weiters irgendwo in der Fibel erwähnt, dass der gemeinhin als Wechselkurs benannte Kurs, den man beispielsweise im Internet überall findet, nicht dem Quotienten aus €/$, sondern $/€ entspricht. Das wäre also der Kehrwert von e, der dann eben sinken müsste, d.h. also ein € würde dann weniger $ kosten.
[Anm.: Unmittelbar nach der FED-Ansprache ist der "Wechselkurs" ($/€) auch tatsächlich ordentlich ins Minus gerutscht]
Ist meine Argumentationskette korrekt?
Was mich am Wechselkurs irritiert ist die Tatsache, dass z.B. bei onvista.de in großen Lettern "EUR/USD" geschrieben steht, aber eigentlich "USD/EUR" gemeint ist. Hat das einen bestimmten Grund, der sich mir nicht erschließt, oder ist das historisch einfach so gewachsen? Wie kann man sich sicher sein, welcher Wechselkurs jetzt tatsächlich gemeint ist?
Danke und mfG
Markus
P.S: Um Ihre Nerven nicht allzusehr zu strapazieren, Herr Hillmann, bin ich auch schön brav im offenen VWL-Modell geblieben, auch wenn mich Ihre Meinung zu BitCoin und Konsorten im Zusammenhang mit diesem Modell nach wie vor sehr interessieren würde
- Axel Hillmann
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Re: Kurze Frage zur Liquiditätspräferenz
Hallo Markus,
mit freundlichen Grüßen
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Sehr gut!MadMax hat geschrieben:i_a steigt, (i-i_a) wird dadurch geringer; wegen NKA'<0 steigt in Folge NKA, dadurch ist NX<NKA, NX muss zur Wiederherstellung der Gleichgewichtsbedingung steigen indem z.B. q steigt, somit steigt auch der Wechselkurs e (€/$), die Inlandswährung wertet also ab.
Ökonomisch könnte man argumentieren, dass durch den Anstieg von i_a der WP-Kauf im Ausland durch den sinkenden KW (1/i_a) für den Inländer attraktiver wird. Es werden also ausländische WP gekauft (oder zumindest antizipiert), was zu einer gesteigerten Devisennachfrage und zum Kapitalexport führt. Die gesteigerte Devisennachfrage stärkt den $ und schwächt vice versa den €.
So ist es.MadMax hat geschrieben:Sie haben weiters irgendwo in der Fibel erwähnt, dass der gemeinhin als Wechselkurs benannte Kurs, den man beispielsweise im Internet überall findet, nicht dem Quotienten aus €/$, sondern $/€ entspricht. Das wäre also der Kehrwert von e, der dann eben sinken müsste, d.h. also ein € würde dann weniger $ kosten.
Entscheidend ist: Im Kurs ist e als Quotient aus Euro und Dollar (sog. Preisnotierung: Was kostet ein Dollar?) definiert. Der Kehrwert 1/e entspricht also dem Quotienten aus Dollar und Euro (sog. Mengennotierung: Wie viele Dollars erhält man für einen Euro?).MadMax hat geschrieben:Was mich am Wechselkurs irritiert ist die Tatsache, dass z.B. bei onvista.de in großen Lettern "EUR/USD" geschrieben steht, aber eigentlich "USD/EUR" gemeint ist. Hat das einen bestimmten Grund, der sich mir nicht erschließt, oder ist das historisch einfach so gewachsen? Wie kann man sich sicher sein, welcher Wechselkurs jetzt tatsächlich gemeint ist?
mit freundlichen Grüßen
Axel Hillmann
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